VIELE MENSCHEN HINTERLASSEN SPUREN; NUR WENIGE HINTERLASSEN EINDRÜCKE. WERNER MITSCH
Haben wir Sie beeindruckt?
Mich hat vor einiger Zeit ein Märchen sehr beeindruckt, das Sabine Asgodom, bei einem Vortrag erzählt hat. Dieses Märchen möchte ich gerne mit Ihnen teilen…
Ein König lebte in der Savanne mit seinen zwei Töchtern. Er wollte eine geeignete Nachfolgerin für sich finden und stellte ihnen daher eine Aufgabe: Sie sollten eine Woche in die Savanne gehen und niemand durfte wissen, wer sie seien. Sie sollten möglichst eindrucksvolle Spuren hinterlassen.
Aichee ging als erste los. Sie war künstlerisch begabt und baute aus den Schätzen der Natur wundervolle Kunstwerke. Hier aus Steinen, da in Verbindung mit Kakteen, da Sandkunstwerke. Eine Skulptur größer und schöner und wunderbarer als die andere. Sie arbeitete Tag und Nacht um zu zeigen, welche eindrucksvolle Kunst sie schaffen kann. Sie rackerte und mühte sich und kam nach einer Woche voller Schaffenskraft zufrieden und fröhlich am Königshof an.
Mirjam ging ebenfalls los und kam bald in ein Dorf. Dort saß eine alte Frau an einem Brunnen und bat sie, sich zu setzen. Mirjam setzte sich und sie plauderten eine Zeit lang. Die alte Frau bat sie, mit zu sich nach Hause zu kommen und dort zu essen. Die Familie nahm Mirjam begeistert auf, sie übernachtete dort und zog so von Dorf zu Dorf.
Bei dem einen wurde sie zur Hochzeit eingeladen, im anderen half sie die Kinder zu unterrichten, weil sie erfuhr, dass die Lehrerin krank war und so erfreuten sich alle gegenseitig.
Als beide zurück waren sagte nun der König, er wolle schauen, welche Spuren seine Töchter hinterlassen hatten. Doch, was mussten Aichee, ihre Schwester und ihr Vater sehen: Alle ihre Kunstwerke waren von wilden Tieren und vom Wind zerstört worden, nur noch an Resten konnte erahnt werden, welche wunderbaren Naturskulpturen sie geschaffen hatte. So gingen sie weiter von reinem Restkunstwerk zum nächsten und kamen in ein Dorf. Hier wurden sie gleich herzlich von den Dorfbewohnern begrüßt: „Oh Mirjam, wie schön, dass Du uns wieder besuchst. Hast Du sogar Deine Familie mitgebracht?“ So wurden sie in jedem Dorf begrüßt und zum Essen und Schlafen eingeladen.
Aichee wurde trauriger und trauriger: „Aber Mirjam hat doch gar nichts gemacht, ich dagegen habe schwer gearbeitet!“
Der alte König sagte: „Es geht darum, Spuren in den Herzen der Menschen zu hinterlassen und Mirjam hat mit Ihrer Herzlichkeit den richtigen Weg gewählt.“